Hausgottesdienst_2024-12-24_Heiligabend
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Beschreibung
Hausgottesdienst
Heiliger Abend
24.12.2024
Lied: Nun freut euch ihr Christen, singet Jubellieder (GL 241)
Einleitung
Diese Nacht nennen wir heilig. Sie ist dunkel wie jede andere. Aber wir sind hellwach. Wir sind auf dem Weg, das Kind zu finden, von dem die Engel singen. Es wird hell. Um uns und in uns. Wir hören: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. Gott wendet sich uns in Liebe zu. Er wird einer von uns. Er begegnet uns mit den Augen, mit dem Lächeln eines Kindes. Ihm befehlen wir unsere Nächte an.
Kyrie
Herr Jesus Christus, du hast Himmel und Erde verbunden.
Herr, erbarme dich.
Deine Liebe macht sich klein für uns, damit wir groß werden.
Christus, erbarme dich.
Was du mit uns vorhast, erkennen wir in deinen Heiligen.
Herr, erbarme dich.
Gebet
Gott, wir sind glücklich, dass du Mensch geworden bist. Einer von uns. Du hast dich auf unsere Fragen eingelassen, die Bitterkeit geschmeckt und die Enttäuschungen angenommen. Du sprichst mit uns wie ein Bruder, du hörst uns zu wie eine Schwester, du schenkst uns deinen Frieden. Wir danken dir für die Nacht, die in hellem Licht aufbricht. Amen.
Evangelium (Lk 2,1-14)
Es geschah aber in jenen Tagen, dass Kaiser Augustus den Befehl erließ, den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen. Diese Aufzeichnung war die erste; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Es geschah, als sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie und sie fürchteten sich sehr. Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.
Gedanken zum Evangelium
Schummriges Licht von Neonröhren, manche flackern nervös, manche leuchten gar nicht mehr. Es gibt dunkle Ecken. Kahle Stahlbetonwände und Asphalt prägen das Bild. Autos parken verlassen auf eingezeichneten Parkplätzen. Irgendwo steht ein rostiger, herrenloser Einkaufswagen. Hier, in so einer unwirtlichen Tiefgarage, möchte sich niemand lange aufhalten. Und genau deshalb wird dieser scheinbar gottverlassene Ort zum Nabel der Welt, wenn genau hier ihr Retter geboren wird. Seine Mutter Maria versorgt ihn notdürftig und legt ihn in den Einkaufswagen, weil eben gerade nichts anderes da ist.
So inszeniert die „Volxbibel“ die Weihnachtsgeschichte. Die „Volxbibel“ ist ein nicht unumstrittenes Projekt, bei dem Jugendliche begleitet von einem freikirchlichen Theologen eine eigene Bibelübertragung angefertigt haben und dabei auf Jugendsprache und moderne Bilder zurück greifen. Kritik an einem derartigen Projekt ist selbstverständlich vorprogrammiert und in vielerlei Hinsicht auch mehr als berechtigt. Abgesehen davon, dass sich nur schwer eine einheitliche Jugendsprache definieren lässt, stellt jedes verwendete Bild – also der Einkaufswagen statt der Krippe oder eben die Tiefgarage anstelle des Stalles – eine Interpretation dar, die manchen beim Verstehen der Geschichte hilft, die aber für andere ein Hochverrat an einer der bekanntesten Erzählungen der Welt darstellt.
Aber sind wir ehrlich: Allzu viel Informationen über das Setting findet sich im Originaltext des Lukasevangeliums auch nicht. Die Interpretation beginnt ja bereits, wenn ausgehend von der Futterkrippe auf einen Stall geschlossen wird oder sich Ochs und Esel zur Krippenszene hinzu gesellen. Im Neuen Testament tauchen sie nicht auf. Sie sind ebenfalls eine Auslegung, die einen Bezug zu einer Stelle im Buch Jesaja herstellen möchte. Vielleicht stand die Krippe ja auch einfach nur so neben dem Haus, aufgestellt für die Reittiere der Reisenden, die in der Herberge übernachteten. Einfach ein Abstellplatz. Mehr nicht. Und schon ist das Bild der Tiefgarage dann doch nicht zu weit hergeholt. Vielleicht hilft es tatsächlich zu verstehen, was da passiert ist.
Und möglicherweise ist die Darstellung einer romantischen Krippenlandschaft, wie sie viele bei uns gewohnt sind, weiter entfernt vom Kern der Botschaft als der rostige Einkaufswagen. Denn hier ist nichts romantisch. Kein Kind dieser Erde sollte unter solch erbärmlichen Umständen zur Welt kommen. Und doch passiert es täglich, ja vermutlich sogar stündlich. Es passiert in den Häuserruinen der Kriegsgebiete, in Bunkern, in hoffnungslos überfüllten Flüchtlingslagern, in denen die hygienischen Zustände so schlecht sind, dass es nicht mal ordentliche Windeln gibt.
Die Weihnachtsgeschichte ist eine der größten und bekanntesten Geschichten der Welt, weil sie sich immer wieder wiederholt und weil Menschen über die Jahrhunderte hinweg darin die Bilder und Botschaften entdeckt haben, die ihnen Kraft gaben, mit den Problemen ihrer Zeit zurecht zu kommen. Dazu muss man sich herausfordern lassen, sich provozieren lassen, um diese Geschichte immer wieder neu kennen zu lernen, immer wieder neu zu verstehen. Die Welt kann nur besser werden, wenn man es sich eben nicht in altbekannten Gewissheiten bequem macht, sondern bereit ist, auch die Sichtweise anderer mit in den Blick zu nehmen und so Dinge mal mit anderen Augen zu sehen.
Wir feiern Weihnachten jedes Jahr. In einer Welt, die sich gefühlt immer schneller dreht, sind die damit verbundenen Rituale ein Anker, der Halt gibt. Aber dadurch, dass sich die Welt so schnell dreht und ändert, bietet sich eben die Möglichkeit, diese ach so vertraute Geschichte aus dem Lukasevangelium jedes Jahr aufs Neue zu übersetzen. Ob man dazu nun eine Tiefgaragen-Szene mit Einkaufswagen entwirft oder andere Bilder findet, ist zweitrangig. Die Botschaft von Weihnachten ist in erster Linie: Fürchtet euch nicht! Gebt die Hoffnung nicht auf! Egal wie unsere Welt aussieht, egal, wie groß die Probleme sind, egal, wie verzweifelt wir sind: Wir glauben an einen Gott, der genau in den schwierigen Zeiten da ist, dann, wenn’s eben nicht nach Plan läuft.
Egal, welche Bilder am Ende benutzt werden, die Botschaft bleibt: Gott ist da.
Die Freude darüber drücken die Engel, die diese Botschaft zu den Hirten bringen, in der Volxsbibel übrigens nicht durch ein frommes Ehre sei Gott! aus, sondern sehr zeitgemäß durch den Fangesang „Ooooooh, wie ist das schön!!!“
(Florian Meier)
Lied: Engel auf den Feldern singen (GL 250)
Fürbitten
Mit der Geburt Jesu in Betlehem bricht das Reich Gottes unter uns an. Im Kind in der Krippe ist uns der Retter und ein wunderbarer Ratgeber geboren. Ihn bitten wir:
Für alle christlichen Kirchen, dass sie über ihre jeweiligen Grenzen hinaus dein Heil allen Menschen nahebringen.
Für unser christliches Abendland, dass wir uns gemeinsam mit unseren Politikern bemühen, deine Vision von einer besseren Welt für alle wenigstens ansatzweise zu realisieren.
Für alle Menschen, die sich aus der Enge ihrer Lebenssicht in Abhängigkeit von Macht, Geld und Drogen flüchten.
Für unsere persönlichen Anliegen, in denen wir von dir Rat und Hilfe erbitten.
Für unsere Verstorbenen, nach deren Nähe und Gemeinschaft wir uns heute besonders sehnen.
Mehr noch als jedes andere neugeborene Kind erfüllst du die Menschen mit Freude und Hoffnung.
Mit dem ganzen Himmel und der Erde danken wir dir und loben und preisen dich jetzt und allezeit. Amen.
Einleitung zum Vaterunser
Als Kind in einer Krippe kommt Gott zu uns. So geht er mit durch alle Tiefen und Höhen des Lebens. Zu jeder Zeit dürfen wir zu ihm beten:
Vater unser im Himmel …
Segensgebet
Der Herr komme zu uns mit seinem Wort, damit es Weihnachten wird und wir uns freuen können. Der Herr segne uns mit seinem Wort, damit wir den Frieden finden, auf den wir alle warten. Der Herr behüte uns durch sein Wort, damit wir unsere Angst ertragen, die uns unruhig und einsam macht. Der Herr bewahre uns in seinem Wort, damit wir zu Boten des Friedens werden. Denn darauf hofft unsere Welt.
So segne uns der Dreieinige Gott: der Vater, der Sohn und der Hl. Geist. Amen.